Informations- und Schulungsfahrt nach Mannheim (20.09.23 – 21.09.23)

Informations- und Schulungsfahrt nach Mannheim (20.09.23 – 21.09.23)

Petrus meinte es gut mit uns, als wir nach 5 Stunden Fahrt die Stadt Mannheim erreichten. Dort wurden wir von unserer engagierten Fremdenführerin in Empfang genommen. Wie sie uns mitteilte, wird die an Neckar und Rhein gelegene Stadt von über 320.000 Einwohnern aus 150 Nationalitäten bewohnt. Ein wichtiger Arbeitsplatz ist unter anderem der Binnenhafen Mannheims, der als einer der größten Deutschlands gilt.
Zur Geschichte der Stadt erfuhren wir, dass Mannheim im Jahr 1607 Stadtrechte durch den damaligen Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz erhielt. Die Stadt wurde vom Schloss aus wie ein Schachbrett konzipiert und in Blocks aufgeteilt. Das ist bis heute so geblieben. Die Straßen sind dadurch sehr eng, was unserem Busfahrer die Durchfahrt nicht gerade leicht machte. Die Blocks gehen von A bis U mit den entsprechenden Hausnummern, so dass man sich gut orientieren kann. Als erstes besichtigten wir das mit 440 m Länge riesige Schloss und die wunderschöne, prunkvolle Jesuitenkirche, die im barocken Stil errichtet wurde. Die Jesuitenkirche mit ihrem goldenen Altar, ihrer goldenen Orgel, den weißen Marmorfiguren und dem reich verzierten Deckengewölbe ist eine echte Augenweide.
Leider wurde die Stadt durch Kriege mehrfach zerstört und musste wieder aufgebaut werden. Daher war es ein Glücksfall, dass Kurfürst Karl Philipp 1720 aus religiösen Gründen seine Hofhaltung von Heidelberg nach Mannheim verlegte. Dort begann er mit dem Bau des Schlosses, das 1760 vollendet war. Mannheim wurde dadurch zur Residenzstadt, was Kunst, Wissenschaft und Handel sehr beförderte. Unter anderem hielt sich Wolfgang Amadeus Mozart zeitweise in Mannheim auf, allerdings nur um die unehelichen Kinder des Kurfürsten zu unterrichten, der auch sonst gut für diese sorgte. Sein Nachfolger, Kurfürst Karl Theodor, gründete das Nationaltheater. Unter anderem wurden dort Schillers Räuber uraufgeführt. Nach dem dadurch ausgelösten Skandal musste Schiller leider die Stadt verlassen. Noch heute zeugt ein Denkmal von ihm. Weil in Mannheim zu wenig Platz für einen prunkvollen Garten war, ließ Karl Theodor in Schwätzingen eine Sommerresidenz errichten mit einem Garten, der an Versailles erinnert. Der Hofstaat pendelte so zwischen beiden Schlössern hin und her. Das Schloss beherbergt heute noch Teile der Universitätsverwaltung , Vorlesungssäle und Seminarräume, die Bibliothek und die Schlosskirche. Im restaurierten Teil befindet sich das Schlossmuseum. Am Eingang der Schlosskirche, die durch ihren roten und grünen Marmor besticht, befindet sich der Ehrenhof mit den Denkmälern von Karl Philipp und Karl Theodor. Hier haben die Kutscher immer eine Ehrenrunde gedreht, bevor sie ihre Passagiere absetzten. Der Platz wird heute für kulturelle Großveranstaltungen genutzt. Hier stiegen wir wieder in den Bus, um den Rest unserer Erkundung als Stadtrundfahrt fortzuführen.
Ein besonderes Wahrzeichen Mannheims ist der 1889 erbaute Wasserturm, der bis zum Jahr 2000 zur Trinkwasserversorgung diente. Auf dem Dach des Turms wacht die leicht bekleidete Gattin des Meeresgottes Neptun. Leider konnte der Bus an dieser Stelle nicht parken. Das war sehr schade, denn die gesamte Anlage mit ihrem schön gestalteten Garten, den Figuren am kleinen und großen Wasserbecken, die auch auf das Thema Wasser hinweisen und seinen tollen Jugendstilleuchten ist eine der schönsten Jugendstilanlagen Deutschlands. Abends sollen die beleuchteten Wasserspiele eine besondere Atmosphäre verbreiten.
Damals ging es auf den Planken zum Wasserturm. Diese mit Holzplanken belegte Straße trennte das Schloss von der restlichen Bevölkerung und ist heute die Hauptgeschäftsstraße und sogenannte „Fressgass“ mit zahlreichen Straßencafes.
Wir passierten nun das erste Automobil von Karl Benz, das anfangs noch mit Argwohn betrachtet wurde. Erst nachdem seine Frau Berta Benz damit in 13 Stunden alleine nach Pforzheim kutschierte, waren die Mannheimer bereit, auch damit zu fahren. Daimler und Benz haben sich später zusammen getan und die Mercedes Benz Werke gegründet.
Der Abend endete mit einem leckeren Essen im Restaurant „Rheinterrassen“ mit einem schönen Blick auf den Rhein.
Am nächsten Tag ging es zum eigentlichen Ziel unserer Reise, der Bundesgartenschau, die sich in den Luisenpark und den Spinelli-Park aufteilt.
Der Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Luisenpark besticht durch seinen wunderschönen alten Baumbestand, der auch viele Raritäten zu bieten hat, wie z.B. den Ginko-, den Pfefferbaum, den japanischen Drachenbaum oder die Atlasceder. Und ganz besonders die Wollemie, die als ausgestorben galt. Insgesamt gibt es 3000 Bäume mit 120 Arten auf 40 ha zu bestaunen. Das gesamte Parkgelände umfasst insgesamt 100 Hektar Fläche. Auf den hügeligen Beeten wechseln sich in tollen farblichen Arrangements 100.000 Stauden mit zahlreichen Ziergräsern ab, die dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit verleihen. 300.000 Zwiebeln wurden verbuddelt und verleihen der Anlage ein besonderes Flair. In der Nähe des Haupteingangs befindet sich das Cafe „Pflanzenschauhaus“. Zimmerpflanzen und Farne, die sonst in Wohnzimmern verkümmern, können hier in beachtlicher Größe bewundert werden. Viele riesige Farne, groß wie Bäume, erinnern an Urzeiten. In der Dschungelabteilung sind auch zahlreche Echsen und Schlangen zu bestaunen. Umgaukelt von Schmetterlingen wird man im Südamerikahaus. Vor dem Restaurant befinden sich die Seerosenterrassen mit Seerosen in den verschiedensten Formen und Farben, die täglich gepflegt werden. In der großen begehbaren Freiflugvoliere hat man direkten Kontakt zu den exotischen Vögeln: Roter Sichler, Rosenfußlöffler, Nimmersatt und Abdimstorch. Frei lebende Störche sind das wichtigste Wahrzeichen des Luisenparks. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, am Ende der Saison noch welche zu Gesicht zu bekommen. Anscheinend überwintern in Folge des Klimawandels einige auf den zahlreichen Storchennestern, die sich zum großen Teil auf den Bäumen des Parks befinden und beachtliche Ausmaße annehmen können. Insgesamt sollen hier 48 Jungtiere aufgezogen worden sein. Ein großer Erfolg. Die Störche finden ihr Futter in den Rhein- und Neckarauen.
Weitere Highlights zeigte uns unser Guide, der uns um 12.00 Uhr mit der Duojing Bahn am Haupteingang abholte.
Unser erstes Ziel war das japanische Teehaus, ein echter Hingucker. Es wurde aus Lavagestein und Sandelholz errichtet, das extra aus China eingeführt wurde, wie uns unser Guide in Mannheimer Dialekt und großer Begeisterung erklärte. Es verfügt über mehrere Gebäude die durch den von 2 Steinlöwen bewachten Eingang über eine Brücke betreten werden können. Durch eine urige Höhle gelangt man zu einem Wasserfall und einem Becken, in dem wunderschöne Koi-Karpfen schwimmen. Manchmal wird hier die chinesische Teezeremonie durchgeführt. Auf einem Holzschnitt an der Wand nach einem chinesischen Motiv sind 1000 Personen zu erkennen. Hinter dem Teehaus schließt sich der Kameliengarten an, der das Prädikat „Exellenz“ erhielt. Weiter ging die Fahrt zu den Gärten der Partnerstädte, die als Beitrag zur Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Staaten gesehen werden. Es gibt insgesamt 14, die letzte ist Czernowitz aus der Ukraine. Auf dem Kutzerweiher mit seinen vielen Windungen kann man sich mit der Gondoletta gemächlich durchs Wasser ziehen lassen. Ein großer Anziehungspunkt besonders für Kinder ist das Pinguinbecken, wo man die Tiere auch unter Wasser schwimmend beobachten kann. Kinder lieben auch den Matschspielplatz, der Zwergenspielplatz und der Burgspielplatz. Nun ging die Fahrt zurück zur großen Freiflugvoliere Richtung Ausgang.
Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht, auch noch den Spinelli-Park zu erkunden, der mit Gondeln zu erreichen ist. Dieser Teil der Gartenschau hat sich besonders der Nachhaltigkeit verschrieben. Hier werden viele Zukunftsbäume getestet, die dem Klimawandel standhalten sollen. Außerdem verfügt der Park über große und abwechslungsreiche Pflanzenschauhäuser. Im Gegensatz zum Luisenpark, der weiterhin Bestand hat, wird der Spinelli-Park am Ende der Saison wieder zurückgebaut.
Natürlich kann man an einem Tag nur einen Teil des vielfältigen Angebots erforschen.
Die Mannheimer können zu Recht stolz sein auf ihre Gartenschau.

Fotos und Text: Bea Wild

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