Schulungsfahrt nach Leipzig, 6. bis 8. September 2024 (Teil 1)
Bei hochsommerlichem Wetter erreichten wir planmäßig unser erstes Ziel, den „Stadtverband Leipzig der Kleingärtner“. Dort wurden wir vom Vorsitzenden und Geschäftsführer Robby Müller und seinem Stellvertreter sehr gastfreundlich empfangen und mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Kompetent und engagiert referierte Robby Müller über das Leipziger Kleingartenwesen. Erste Erkenntnis: Leipzig bewirtschaftet deutlich mehr Pächter und Gärten als Dortmund, nämlich circa 32.000 Kleingärten mit 206 angeschlossenen Mitgliedsvereinen auf 960 ha Fläche. Dabei arbeitet der Stadtverband eng mit der Stadt Leipzig zusammen, die Projekte wie den Bau von Vereinsheimen, Hochwasserschutz und Vereinspflege mit circa 300.000 € pro Jahr bezuschusst. Gemeinschaftliche Projekte für die Vereinsmitglieder haben hier eine große Bedeutung. So gibt es einen Bowlingclub mit 30 Bahnen, eine jährliche Wanderung mit 750 Gartenfreunden inklusive Stempelheft, Baumpflanzaktionen, den Tag des Ehrenamts, eine Vogelschutzlehrstätte und vieles mehr. Engagement kennzeichnet auch die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. So verfügt der Verband über einen Fachberater zur Digitalisierung, es gibt Kurse zur Wertermittlung und die Traditionspflege wird sehr groß geschrieben. Wer will kann im Verbandshaus für einen kleinen Geldbetrag Bodenproben durchführen lassen. Seit 30 Jahren wird für den sehr günstigen Preis von 23 Cent monatlich eine Printausgabe des Gartenfreunds herausgegeben. Die Hefte können ebenso wie diverse Flyer einmal im Monat von den Vorsitzenden der Vereine im Verbandshaus abgeholt werden: So spart man die Portokosten. Chefredakteur Günter, 83 Jahre als, sorgt dafür, dass alles läuft. Öffentliche Auftritte in der Haus-Garten-Freizeitmesse, Pflanzenbörsen und der Leipziger Markttag, zahlreiche Verbands- und Vereinsveranstaltungen sowie Feste wie der Tag des Gartens zeugen von den zahlreichen Aktivitäten des Stadtverbands.
Nach diesen interessanten Ausführungen checkten wir im Hotel ein.
Robby Müller hatte aber noch eine Überraschung für uns im Ärmel: Im Kleingartenverein „Kultur“ wurden wir anschließend mit einem ausgefallenen Abendessen überrascht. Es gab Spanferkel, Thüringer Bratwurst und selbstgemachten Kartoffel- und Tomatensalat. Sehr lecker! Der Vorsitzende Holger Große und Schatzmeister Frank Ellenberger führten uns in dem 1904 gegründeten Gartenverein herum, in dem es damals auch um die Förderung der Volkskultur und Jugendpflege ging. Der Verein verfügt über 196 Parzellen und wurde mehrfach prämiert, unter anderem 1998 im Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ mit einer Goldmedaille und als Kleingartenanlage des Jahres 2014 und 2016 ebenfalls mit Gold.
Kein Wunder, in dieser Gartenanlage ist vieles besonders. Es gibt 20 Gemüse- bzw. sogenannte „Tafelgärten“, in denen arbeitslose Menschen und Kleingärtner gemeinsam Obst und Gemüse anbauen, das dann an die Tafeln geliefert wird. Weiterhin verfügt der Verein über einen Museumsgarten, eine Vogelvoliere nebst einem Vogellehrpfad, sogenannte „Motto-Gärten“, Bücherhäuser und eine Schnitzwerkstatt. Am Ende des Tages wurde der Dortmunder Vorstand noch von tollen Gastgeschenken überrascht - einer selbstgebauten Vogelvilla und einem Insektenhotel in Form einer Eule. Außerdem gab es Sonnenbrillen für alle. Unser Dank gilt Robby Müller, Holger Große und dem KGV „Kultur“.
Da der nächste Tag sehr heiß war, traf es sich gut, dass eine Bootsfahrt durch den Stadthafen Leipzig geplant war. An einer relativ versteckten Anlegestelle starteten wir in einem kleinen Motorboot über den Fluss, begleitet von zahlreichen Kajak-Fahrern, die das gute Wetter für einen Ausflug nutzten. Die Flusslandschaft ist wirklich sehenswert und erinnert mit der Ufervegetation an die Spree. Auch ein Reiher ließ sich blicken. Kein Wunder, dass sie zur Flusslandschaft des Jahres gewählt wurde. Wir passierten den Stadthafen, früher ein Industriegebiet - heute ein Freizeitidyll und angesagte Wohngegend, sozusagen das Venedig der Stadt mit entsprechenden hohen Mietpreisen. Die restaurierten Häuser mit großzügigen Balkonen zum Wasser waren damals Fabriken oder dienten als Speicherhäuser für Waren. Die „Weiße Elster“ teilt hier die Stadtteile Schleußig und Plagwitz. Das eindrucksvolle Palmengartenwehr, über das eine Straße führt, steuert den Wasserstand der Elster und schützt die anliegenden Stadtteile vor Überflutung. Die 257 km lange Weiße Elster entspringt übrigens in Tschechien, fließt durch die Städte Plauen, Gera und Leipzig und mündet anschließend in die Saale. Ein tolles Erlebnis.
Den Artikel incl. aller Bilder finden Sie unter "Dortmunder Gartenfreund online".
Fotos und Text: Bea Wild
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