Fachberatung 2024

Januar

Praktische Aussaattipps
Referentinnen: Kerstin Michel, KGV Zur Sonnenseite, Bea Wild, KGV Langeloh Blick


März

Praktischer Obstbaumschnitt 2024

Im Rahmen der Gartenfachberatung fand im März 2024 die Lehrveranstaltung „Praktischer Obstbaumschnitt“ in den Dortmunder Gartenanlagen
Am Nußbaumweg e. V.
Am Externberg e. V.
Bergmannsruh e. V.
Lütgendortmund Nord e. V.
Am Westheck e. V.
Am grünen Entenpoth e. V.
statt, die durch die Fachberaterin Kerstin Michel (GV Zur Sonnenseite e. V.) durchgeführt wurde.
Im theoretischen Teil wurde den Gartenfreunden anhand einer PowerPoint-Präsentation u. a. erläutert:
• warum und wann wir Obstbäume schneiden,
• Aufbau eines Obstbaumes bzw. Triebaufbau am Leitast,
• welche Unterlagen werden verwendet,
• Wuchsgesetze und Schnittwirkung,
• Werkzeuge für den Obstbaumschnitt.
Dabei wurden die verschiedenen Schnitt-Arten (Pflanz-, Erziehungs-, Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt) anhand von Schaubildern aufgezeigt. Der Pflanzschnitt wurde im Anschluss an einem 2-jährigen Apfelbaum demonstriert.
Im praktischen Teil ging es jeweils in die Gartenanlage, wo die Referentin die Herangehensweise beim Schneiden von Apfelbäumen zeigte. Einige Gartenfreunde gingen beim Schnitt ebenfalls sehr tatkräftig mit zur Hand.
Die Gartenfreunde zeigten viel Interesse und fanden die Veranstaltung sehr lehrreich.
Text: Kerstin Michel
Fotos: GV Am grünen Entenpoth e. V.

Mai

Exkursion nach Cloppenburg und Bad Zwischenahn am 24. und 25. Mai 2024

Trotz angesagten Unwetters erreichten wir ohne Regen und Stau zügig das kleine Städtchen Cloppenburg.
Unser erstes Ziel war das Museumsdorf Cloppenburg. Gründer Heinrich Ottenjahn war schon früh für seine Sammelleidenschaft bekannt. Nach dem Besuch eines Museumsdorfs in Finnland hatte er die zündende Idee, so etwas auch in Cloppenburg aufzubauen. 1922 beteiligte er sich zunächst am Aufbau eines Heimatmuseums aus den umfangreichen Möbel- und Gerätesammlungen des 1921 gegründeten Museumsvereins. Später verwirklichte er dann seine Idee, ein Freilichtmuseum zu errichten, um die Geschichte der ländlichen Bevölkerung darzustellen. Das Ganze wurde zu seinem Lebenswerk, das später von seinem Sohn, Helmut Ottenjahn, fortgesetzt wurde. Nach und nach erstand man drei alte Windmühlen, mehrere historische Werkstätten, Gutshäuser und Bauernhöfe, die Balken für Balken und Stein für Stein vor Ort abgebaut und in der Nähe von Cloppenburg wieder aufgebaut wurden. Inzwischen stehen 50 Gebäude aus der Zeit vom 16. bis 20. Jahrhundert auf dem 25 Hektar großen Gelände, ebenso mittelalterliche Handwerksbetriebe mit alten Maschinen, eine Kirche, ein Friedhof und eine Schule, alles komplett eingerichtet mit historischem Mobiliar und Hausrat.
An einigen Beispielen verdeutlichte uns unsere Fremdenführerin das harte Leben der ärmeren Landbevölkerung. Die Kleinbauern nannte man damals Heuerlinge. Sie mussten mit Kind und Kegel den ganzen Sommer für den Großbauern arbeiten. Dafür erhielten sie ein kleines Stück Land für den Eigenbedarf und ein winziges Fachwerkhäuschen zur Pacht, in dem meist zwei komplette Familien mit ihren Nutztieren lebten. Geschlafen wurde mit mehreren Personen in den sehr kleinen Alkoven im Sitzen, auch um besser atmen zu können. Die Kinder besuchten nur im Winter den überschaubaren Raum der einklassigen Dorfschule, die auch wie die Häuser kaum geheizt wurde. Gelehrt wurde bis zur 7. Klasse Religion, Lesen und Schreiben. Die Väter mussten später ein Handwerk lernen und im Winter drei Monate in Holland arbeiten, um über die Runden zu kommen. Einzig die Dorfkirche war ein Ort der Begegnung und Geselligkeit. Hier konnte man Tauschgeschäfte machen und manchmal auch Hochzeiten vermitteln. Die Lebenserwartung der Männer lag damals bei 45, die der Frauen aufgrund der hohen Sterblichkeit bei Müttern bei nur 39 Jahren. Ganz anders der Gutshof der Großbäuerin, Frau Haake. Als reiche Witwe verfügte sie über ein mit gediegenen Möbeln eingerichtetes Vierständehaus, das reichlich Platz für Wohnlichkeit, zahlreiche Tiere und eine Gaststätte bot. Diese durfte von den Heuerlingen nicht betreten werden. Nach dieser Besichtigung bin ich sehr dankbar für unser komfortables und sorgenfreies Leben heute.
Für die ehemalige Landesgartenschau in Bad Zwischenahn hatten wir am nächsten Tag sieben Stunden Zeit zum Besichtigen und Genießen. Deutschlands größte Mustergartenanlage ist wirklich ein Paradies. Auf dem 140.000 Quadratmeter großen Gelände kann man viele Ideen und Inspirationen mit nach Hause nehmen. Neben 26 Blumeninseln, die Ton in Ton oder in Komplementärfarben gehalten sind, kam man 45 sehr interessante und abwechslungsreiche Mustergärten und 18 Sortimente und Sammlungen, wie zum Beispiel das Taglilienrondell, erforschen. Der Park beschäftigt ganzjährig zahlreiche eigene Gärtner. Es gibt 1200 m Hecken, 50 Sorten Rosen und circa 60.000 Blumenzwiebeln. In der Nähe des Aussichtturms besichtigten wir zunächst die seit diesem Jahr bestehende Indoor-Ausstellung „Piepmatz & Co“, die dem Besucher die heimische Vogelwelt näher bringt. Die imponierende Sammlung umfasst zahlreiche Exponate aus der Vogelwelt in Form von Präparaten und Eiern. Der Kiebitz wurde als Vogel des Jahres 2024 gewählt.
Eine Besonderheit des Parks sind die eindrucksvollen und ausgedehnten Ginkgo-Haine mit 30 Sorten, die in den Farben Weiß, Rosa und Rot vorkommen. Einen Tulpenbaum in voller Blüte zu erleben, ist schon ein Ereignis, da diese dem Baum ihren Namen gibt.
Anschließend besichtigten wir einige der Mustergärten - die Besonderheit des Parks. Hier sind vor allem der Garten der Jahreszeiten, der weiße Garten, der Farngarten, der mediterrane Garten, der Japan-Garten, der Rosengarten, der Koi-Zen-Garten, der insektenfreundliche Garten, der Wasser- und Skulpturengarten, die kleine Duftarena, der Phlox-Garten, der Ernst-Pagels-Garten und der bäuerliche Nutzgarten zu nennen (siehe Bildergalerie) und viele mehr. Alle Gärten wurden von Gartenbaufirmen angelegt, werden von diesen 5 Jahre lang gepflegt und gehen dann in den Besitz des Parks über. Zu jedem Garten gab es Infoflyer, die man mitnehmen, aber auch von der Internetseite herunterladen konnte, was ich sehr praktisch fand.
Besonders inspirierend fand ich den bäuerlichen Nutzgarten. Er zeichnet sich durch Artenvielfalt, Natürlichkeit und Üppigkeit aus. Verwendet für die offene Laube und die Wegbegrenzungen wurden ausschließlich Naturmaterialien, die Wege waren gemulcht. Neben reichhaltiger Ernte vermittelt der Garten das Gefühl von Sinnlichkeit durch die vielen blühenden Kräuter und zahlreichen Sommerblumen. Pflanzkästen und rückenschonende Hochbeete erleichtern das Arbeiten. Dieser besondere Garten erfüllt alle Aspekte des dekorativen Küchengartens von heute.
Interessant waren noch der Garten der empfehlenswerten Rhododendron und der bunt blühende Rhododendronpark. Am Ausgang konnte man sich schließlich im Gärtnermarkt mit Pflanzen und Kunstgewerbe eindecken. Das waren zwei schöne Tage.
Fotos und Text
Bea Wild

Juli


Exkursion nach Solingen am 13. Juli 2024
Teil 1: Der Garten Ulbrich

Nach einer schönen Busfahrt durchs bergische Land war unser erstes Ziel der Garten Ulbrich in der Klingenstadt Solingen. Thorsten Ulrich und Marcus Vogel haben auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei der Urgroßeltern von Thorsten Ulbrich ein traumhaftes Gartenparadies erschaffen. In 25 Jahren entstanden hier aus den Mauerresten der Gewächshäuser zu verschiedenen Themenbereichen 12 verschiedene Gartenzimmer auf insgesamt 8000 m² Fläche mit circa 1500 Arten von Pflanzen und Gehölzen. Man könnte auch sagen, in diesen Gartenräumen werden Träume wahr. Das kreative Zusammenspiel von Gartenkunst, zahlreichen Pflanzen und Gehölzen, architektonischen Artefakten und selbst errichteten Gebäuden, war so ziemlich das Eindrucksvollste, das ich in dieser Art bislang gesehen habe. Schon im Eingangsbereich sahen wir viele Pflanzen und zahlreiche Skulpturen, teilweise aus Rostkunst, teilweise aus Stein, die wie ein Gesamtkunstwerk dekoriert waren. Überall in der Anlage findet man Treppchen, Laubengänge und steinerne Torbögen, die die Spannung auf das nächste Gartenzimmer erhöhen.

Wie uns Marcus Vogel bei der Führung berichtete, pflegt er mit nur einem Gärtner, der einmal pro Woche die Hecken schneidet und einer 450 Euro-Kraft das riesige Gelände alleine, ein Gartenzimmer pro Woche. Das ist eigentlich nur möglich, weil alle Pflanzen komplett den Boden bedecken.
Als erstes betraten wir den Klostergarten in Kreuzform mit einem Wasserbecken als Symbol des Lebens und einer Skulptur der heiligen Elisabeth von Thüringen, die für ihre Mildtätigkeit bekannt war. Im Staudengarten wurden uns die Kakifrucht und der Milchorangenbaum nahegebracht.

Ein Höhepunkt war auf alle Fälle der Hochzeitsgarten, in dem tatsächlich als Außenpunkt des Standesamts Hochzeiten stattfinden. Das 16 x 2,5 Meter große Wasserbecken ist zentral auf eine zauberhafte kleine Kapelle ausgerichtet, die in fünfjähriger Eigenarbeit errichtet wurde. Dabei haben alle Steine und Hölzer, die verbaut wurden, ihre eigene Geschichte. So stammt der Boden der Kapelle aus einem Restposten für ein Kreuzfahrtschiff von der Meyer Werft in Papenburg. Auch alte Grabplatten vom Friedhof wurden hier einer neuen Verwendung zugeführt. Die Mutter Gottes, die heilige Bernadette und viele Deko-Elemente wurden im Laufe der Jahre gesammelt.
Der sogenannte „Verbotene Garten“ war ursprünglich ein zugewucherter Komposthaufen. Hier wurde auch die Heizung für die Gewächshäuser betrieben. Heute ziert eine abwechslungsreiche Bepflanzung aus Karden und Silberdisteln, Rosen und Gräsern das Gelände. Als außergewöhnliche Pflanzen sind hier ein Tulpen- und ein Maulbeerbaum zu nennen, besonders eindrucksvoll der aus Asien stammende Reispapierbaum mit seinen riesigen gefingerten Blättern. Den hätten wir am liebsten mitgenommen.
Das neuste Gebäude nennt sich „Marokko“, gebaut aus einem alten Gewächshaus. Bunt und orientalisch kommt es daher, mit einem selbst gebauten Tiffani-Fenster, spitz zulaufenden Torbögen und Fenstern und rustikalen blauen Türen. Die Fenster vom Trödel und eine Tür vom Baustoffhändler wurden dafür neu aufgearbeitet und farbig gestaltet (siehe Bildergalerie). Auch hier wurde in Zusammenhang mit der luftigen Bepflanzung ein sehenswertes, kreatives Gesamtkunstwerk geschaffen. Oben auf dem Schornstein wachte der hauseigene Pfau, der mit einer Schar von Hühnern, Bienen und einer schwarzen Katze das Grundstück mit Leben füllt.
Der letzte Teil unserer Führung zeigte uns den noch im Bau befindlichen mediterranen Bereich. Neben einer Weidenhecke und Freilandingwer konnte man hier die Palme Yucca rostrata bewundern. Diese winterharte Pflanze liebt es sonnig und kommt mit nur sehr wenig Wasser aus.
Auch das gemütliche Gartencafe, direkt an einem großen mit Seerosen bedeckten Teich gelegen, ließ gestalterisch keine Wünsche offen. Hier konnte man bei Kaffee und leckerem Kuchen relaxen. Wer am Schluss das stille Örtchen besuchte, wurde auch dort von dem künstlerischen Ambiente überrascht. In den Hinterzimmern wurden abwechslungsreiche Dekorationsgegenstände mit viel Glitzer und Gold für die Hochzeitsfeiern gelagert.
So eingestimmt, war es kein Wunder, dass sich viele in dem keinen Verkaufsladen mit zahlreichen ausgesuchten Blumen und Deko-Artikeln eindeckten.
Fazit: Diese Gärtnerei ist absolut sehenswert.

Fotos und Text: Bea Wild

Exkursion nach Solingen am 13. Juli 2024
Teil 2: Schloss Burg

Unser nächstes Ziel war 110 m hoch über der Wupper thronend „Schloss Burg“. Die Seilbahn entpuppte sich als offener Sessellift, der ziemlich senkrecht am Berg hochgezogen wurde. Dieses Abenteuer haben auch aufgrund des kalten Windes nicht alle mitgemacht und bevorzugten die bequeme Busfahrt hoch zur Burg. Schon am Fuß des Berges fielen die vielen wunderschönen Fachwerkhäuser auf. Oben angekommen, suchten wir als erstes eines der tollen alten Gaststätten mit Ausblick auf. Die Aussicht auf die Wupper und die Berge des bergischen Lands war schon sensationell. So gestärkt, erkundeten wir im Hof des Schlosses die Kunstgewerbe- und Antikläden und eine Zwieback-Manufaktur, in der als örtliche Spezialität die unterschiedlichsten Zwieback-Kreationen angeboten wurden.
Die gut erhaltene Burg mit ihren Zinnen, gewaltigen Torbögen, schmalen gepflasterten Gassen, Innenhöfen und dem Bergfried ist schon ein echter Hingucker. Ihre Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück und sie war im Mittelalter im Besitz der Grafen von Berg. Mit viel Humor brachte uns Fremdenführer Kevin mit leicht amerikanischem Slang das höfische Leben auf der Burg nahe.
Die Grafen von Berg gehörten zu einem Adelsgeschlecht, das im Laufe der Jahrhunderte viele Kriege und Konflikte führte und das es verstand den eigenen Wohlstand und den seines Volkes zu mehren. Der Bergfried mit seinen 3 m dicken Mauern konnte 180 Menschen vier Monate lang schützen.
Die Ritter selbst schützten sich mit Ketten- und später Plattenrüstungen, die ein erhebliches Gewicht aufwiesen und äußerst unbequem waren. Durch das Visier des Helms konnte man kaum etwas sehen. Besonders bekannt war die Schlacht von Worringen, bei der 8000 Soldaten kämpften und der Erzbischof von Köln ein Jahr lang gefangen genommen wurde, weil er eine Rüstung trug und somit Kriegsteilnehmer war. Er wurde für ein Lösegeld von 12660 Silbertalern wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Frauen galten damals als gut betucht, wenn sie sich rote Umhänge leisten konnten, die mit Hilfe von unzähligen Purpurschnecken gefärbt und deshalb äußerst wertvoll waren. Durch geschickte Diplomatie und Heiratsbeziehungen versuchte das Adelsgeschlecht seine Macht und Stärke zu erweitern. Verheiratete Frauen trugen eine Haube, daher das Sprichwort: „Sie ist unter der Haube“. Lange spitze Schnabelschuhe galten als Zeichen für Reichtum: „Er lebt auf großem Fuß“. Die hygienischen Verhältnisse waren für unser Empfinden unvorstellbar. Man wusch sich so gut wie gar nicht, außer zu Pfingsten, denn Wasser war des Teufels. Als Toilette diente ein Loch im Boden eines Erkers, was im Winter ziemlich kalt war. Um sich vor dem Teufel im Wasser zu schützen, trank man viel Bier und seit 300 Jahren auch Tee. Durch Kochen konnte man den Teufel austreiben. Wir würden heute sagen, man versuchte sich so vor Bakterien zu schützen. Das Biermonopol hatte damals die Kirche inne. Ich würde sagen: Die Ritter, ihre Frauen und die Bauern hatten es nicht leicht.

Fotos und Text: Bea Wild