Petersilie
Persil werde ich im Französischen genannt. (Ob es einen Zusammenhang mit dem berühmten Waschmittel
gibt? Vielleicht waschen sich die Franzosen mit der Pflanze?) Im Deutschen nennt man mich je
nach Landstrich auch Peterlein oder Stein-/Eppich, Petergrün, Silk (Felsensilge), Peterssöl, aber
im Supermarkt findet man mich regelmäßig – leider oft mit schwächlichen Stängeln - unter dem
Namen „Petersilie“ in der Gemüseabteilung.
Der Botaniker bezeichnet mich mit „Petroselinum crispum“ und ordnet mich der Pflanzenfamilie
der Doldenblütengewächse (Apiaceae) zu. Der Gattungsname „Petroselinum“ setzt sich in seinen
griechischen Ursprüngen aus „petros = Stein/ Fels“ und „selinon = Sellerie“ zusammen.
„Crispum“ bezeichnet die „krause“ Art, aber es gibt mich auch mit glatten Blättern.
Antike Ärzte lobten mich wegen meiner Heilkraft: Paracelsus, Matthiolus und Lonicerus nannten
mich harn- und steintreibend, blähungs-, verdauungs- und menstruationsfördernd,
geburtsbeschleunigend, gedächtnissteigernd, blutreinigend, hautglättend. Andere empfahlen mich
bei Gonorrhoe. In den mittelalterlichen Petersiliengassen, Petersilienwegen, Peter- und
Petersilienstraßen war mein Einfluß auf Schwangerschaften wohlbekannt. Heute weiß man, dass ab
2. Standjahr mit der Blüte mein Gehalt an Apiol in den Blättern, Blüten und Früchten so hoch ist,
dass er abortiv wirkt.
Lt. Wikipedia (12.1.2024/ zit. aus: Annette Kuhn, Bea Lundt: Lustgarten und Dämonenpein. Edition Ebersbach,
1997) werde ich auch in der Neuzeit noch entsprechend verwendet: aus dem Jahr 1989 ist der Fall
einer 36-jährigen Frau aus Corleone dokumentiert, die bei einem Abtreibungsversuch mit einem
Sud aus Petersilie starb. Verkochte Petersilie gilt im Süden Italiens als altes Hausmittel für
Abtreibungen (zit. aus: Britta-Juliane Kruse: "Die Arznei ist Goldes wert". Walter de Gruyter, 1999).
Auf der anderen Seite unterstellt man mir, ich würde aphrodisierend wirken. Ja, was denn nun? Im
Volksmund hält man beides für richtig und spricht von „Petersilie hilft dem Manne aufs Pferd, den
Frauen unter die Erd!“ Vielleicht hat mich deshalb der botanische Sondergarten Wandsbek zur
„Giftpflanze des Jahres 2023“ gekürt?
Willst du mich anbauen, brauchst du Geduld, z. T. 8 Wochen! Man sagt mir nach, dass ich erst zu
Fuß nach Rom muss, um Erlaubnis zur Keimung zu bitten... Am Besten keime ich zum Herbst,
weil ich es warm liebe, aber manchmal erscheine ich trotzdem nicht. Vielleicht hab ich mich
verlaufen.
Wie alle Doldenblütler darf ich nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Beet angebaut werden.
Als Mischkulturpartner bevorzuge ich Gurken, Mangold, Schnittlauch, Spinat, Tomaten,
Zwiebeln, Zucchini und Radieschen. Kopfsalat mag ich gar nicht, obwohl ich in einer grünen Soße
wunderbar zu Salat schmecke!
Meine Schwester, die Wurzelpetersilie (Petroselinum crispum subsp. tuberosum), auch
Knollenpetersilie oder Petersilienwurzel genannt, in Österreich Peterwurzen, ist eine Unterart mit
verdickter, länglich - spitz zulaufender Rübe. Sie kommt in jede gute Suppe!
Wenn ihr mich das nächste Mal seht, seht ihr mich nun vielleicht mit anderen Augen!
Autorin: Mechthilde Hewing/ 2024.01.