Blumenwiesen in den Vereinen
eine Umfrage und eine grundsätzliche Überlegung
Seit einigen Jahren finden wir auf immer mehr Flächen in der Stadt und in den Gartenvereinen speziell angelegte Blumenwiesen. Sie sind oft auf Grund besonderer Initiativen einzelner Vereine entstanden und sollen helfen, das das Nahrungsangebot für Insekten (und damit auch für Vögel, deren Nahrungsgrundlage die Insekten sind) in der Stadt zu erweitern und so einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten.
Auch in unserem Verein wurde in 2018 eine Blumenwiese angelegt, was seitdem für eine rege Diskussion sorgt. Das „Problem“ der Blumenwiese nämlich ist, dass sie ein lebendiger Organismus ist. Sie weist nie den status quo wie zum Jahr der Einsaat auf, sondern verändert sich alljährlich - meist hin zu einem Bild, das den ordnungsliebenden Kleingärtner nicht erfreut. Er erwartet Jahr für Jahr das liebliche, ansprechende Bild einer idyllischen Wiese mit einer reichen Vielfalt an bunten Blumen über denen Schmetterlinge und Bienen flattern. Leider aber kann dem Betrachter dieser Wunsch nicht erfüllt werden. Erfüllt werden kann nur der Wunsch nach Artenvielfalt – und das auch nur, wenn man nicht zu stark in das System Blumenwiese eingreift.
Da aber die Blühwiesen unter hohem Arbeits- und Kostenaufwand angelegt werden, hat mich das als zuständige Fachberaterin veranlasst, bei den anderen Vereinen hinsichtlich der Akzeptanz, der individuellen örtlichen und zeitlichen Ausführung, der Beschaffenheit, dem pflegerischen Umgang, dem Bestandserfolg, der Lebensraumentwicklung und Problemen vor Ort nachzufragen. Ziel war, eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen für andere Vereine und Fachberater, die die Anlage einer Blumenwiese in Betracht ziehen. Und im Hintergrund immer die Frage: Vielleicht geht es auch kostengünstiger und einfacher?!
Dank unserer Verbandsfachberaterin Hanne Winden konnte ich eine kleine Umfrage in den Gartenvereinen starten. Leider war die Rücklaufquote extrem gering, so dass ich nur einige individuelle Aussagen bekommen habe. Aber schon hier hat sich gezeigt, dass es bei jedem (antwortenden) Verein im Laufe der Zeit zu einer optischen Veränderung der Wiese gekommen ist, die bei den Kleingärtnern nicht beliebt war. Als Antwort darauf wurden gerne Zierstauden gepflanzt, die die Blumenwiese ersetzten.
An dieser Stelle frage ich prinzipiell, wie sinnvoll es ist, einen Standort stark zu verändern. Insbesondere, um dort eine Magerwiese anzulegen. Natürlich ist der hohe Artenreichtum einer Magerwiese unbestritten, aber sollte ich nicht lieber im Sinne der Nachhaltigkeit (und geringeren Arbeit) die naturgemäßen Vorgaben nutzen und den Standort besser mit passenden Wildpflanzen bepflanzen, die sich dann gesund und vital behaupten? Es ist sonst ein Gärtnern gegen die Natur... Als Beispiel möchte ich unsere Blumenwiese nennen - für die geplante Magerwiese wurde tonnenweise der Boden abgetragen und mit Sand abgemagert. Bis zum 3. Jahr war die Fläche im Sommer auch sehr schön (= bunt), aber zunehmend erobert sich die vorherige Vegetation (Rasen) das Terrain zurück. Gegen den Rasen durchsetzen können sich nur Wildkräuter, deren Heimat der fettig - lehmige Boden unseres Vereines ist, also eine feuchtigkeitsliebende Hochstaudenflur. In meinem Naturgarten jedenfalls wachsen Mädesüß, Baldrian, Seifenkraut und Co. wunderbar. Im Herbst werden die ersten Zöglinge in die Blumenwiese umziehen. Wir werden sehen, was passiert.
Ich freue mich über ein Feedback und Gedanken dazu von anderen Fachberatern! Gerne könnt ihr auch meinen Fragebogen anfordern. Jede Aussage hilft weiter. Vielleicht erleichtern wir damit dem ein oder anderen Fachberater oder Interessenten die Entscheidung hin zu einer Blumenwiese – nur eben nicht als Magerwiese.
Mechthilde Hewing, FB GV Langeloh – Blick. e. V.